Schulhund-Konzept
von Julia Huber (Konrektorin) mit Golden Retriever Schulhund Sammy
Klassenhund Sammy
Grundschule Rotthalmünster
Gründe für das Schulhund-Team
Sammy ist ein Golden Retriever Rüde und von der Rasse her sehr familienfreundlich und kinderlieb.
Er wuchs bei uns zu Hause in einer Familie mit 2 Jugendlichen auf und ist es gewohnt, von mehreren Personen umgeben zu sein.
Wir bekommen oft Besuch und so ist Sammy von Beginn an auch immer wieder in Kontakt mit kleineren Kindern von Bekannten und Verwandten gebracht worden.
Mein Hund und ich haben eine gute Bindung aufbauen können und ich habe Vertrauen in ihn, dass er den Schulalltag an meiner Seite meistert.
Des Weiteren habe ich immer schon sehr viele positive Erfahrungen mit einem Klassenhund gemacht, die ich mit Sammy unbedingt wieder erleben möchte.
Ich bin ein Anhänger der tiergestützten Pädagogik und sehe viele Vorteile im Mitbringen eines Hundes ins Klassenzimmer.
Ein Hund ist äußerst motivierend für die Kinder. Die Schüler sehnen die „Hundmitbringtage“ regelrecht herbei und gehen an diesen noch lieber zur Schule als an den andren Tagen.
Ein Hund bringt Ruhe in die Klasse und kann auch als Mittel zur Ruheeinhaltung eingesetzt werden. Sobald der Hund da ist, müssen sie mehr auf Stille und Disziplin achten und tun das Sammy zuliebe noch viel eher als anders. Die Schüler nehmen von sich aus Rücksicht und lernen Sozialverhalten.
Ein Hund fungiert als „Türöffner“, erkennt Gefühle eines Menschen noch viele eher und kann durch die Nähe, die Anwesenheit und das Anbieten einer Streichelaktivität Trost spenden.
Manche Kinder können sich durch den Hund öffnen, geben eher etwas preis, erzählen von Problemen, die sie belasten oder fangen plötzlich an zu sprechen. Die Lehrkraft kann dies aufgreifen, die Probleme können besprochen, bearbeitet oder gar behoben werden und ein Lernen ist für dieses Kind wieder möglich.
Ein Hund sorgt zudem für ein gutes Klassenklima. Er heitert die Stimmung zwischendurch mal wieder auf, sorgt für einen Lacher (Pups/Gähnen, …) und stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl. Der Klassenhund wird als IHR Hund angesehen, den es zu beschützen und zu verteidigen gilt.
Ein Hund sorgt auch dafür, dass den Kindern bewusst wird, wieso sie gewisse Regeln einhalten sollen. Das Thema Sauberkeit und Ordnung gewinnt automatisch an Bedeutung, wenn der Hund kommt. Die Schüler räumen alles vom Boden auf, sie hängen ihre Schultaschen ordentlich an die Bank, verschließen ihre Pausenbrotboxen zuverlässig usw. Es macht plötzlich Sinn aufzuräumen. Die Schüler übernehmen Verantwortung und lernen Pflichtbewusstsein.
Geplante Umsetzung und Einsatzmöglichkeiten
- Besuch anderer Klassen
Laut bayrischem Lehrplan ist das Thema „Halten eines Haustiers“ in den ersten beiden Jahrgangsstufen im Fach Heimat- und Sachunterricht zu vermitteln. Dies ist ein Thema, bei dem mich oft Kollegen fragen, ob ich mit meinem Hund in ihre Klasse komme und vieles sehr anschaulich am lebenden Objekt zeigen und erklären kann. Die Schüler haben oft viele Fragen und sind sehr interessiert. Alle sind begeistert, dass der Schulhund auch mal in ihrer Klasse ist. Die Lehrkraft macht mit mir einen Termin aus (in meiner Freizeit natürlich) und ich komme samt Hund und Hundeutensilien (Napf, Futter, Bürste, …) für circa eine Schulstunde ins Klassenzimmer. Wir sitzen im Kreis, die Kinder werden nach ihrem Wohlbefinden oder eventuellen Ängsten gefragt und erst dann wird der Hund reingeholt. Der Hund bleibt bei mir und ich zeige Zähne, Pfoten, wo man streicheln darf usw. Nebenbei wird erklärt, was ein Hund alles braucht, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen und welche Körpersignale ein Hund geben kann. Nach einer freiwilligen Streichelrunde und einer kurzen Vorführung bestimmter Kommandos, verabschieden wir uns und verlassen mit Leine ordentlich das Klassenzimmer.
- Klassenhund
Den Haupteinsatz hat Sammy in meiner eigenen Klasse. Bevor Sammy seinen ersten Einsatz hatte, mussten gewisse Vorkehrungen getroffen werden. Zum einen musste ich oder muss ich noch immer zu Hause mit ihm üben. Dazu gehören Kommandos, das „an der Leine gehen“ oder aber auch das Konditionieren der Box. Und nicht nur zu Hause wird geübt, auch unter professioneller Anleitung ist einiges im Vorfeld zu leisten. In diesem Sinne beinhaltet dies die Fortbildung „Ausbildung zum Schulhund“, sowie die normalen regelmäßigen Hundeschule-Besuche und die Unterordnungs-Ausbildung zum „Begleithund“.
Zum anderen sind Trockenübungen in der unbemannten Schule von Nöten, das bedeutet, dass man am Wochenende ins leere Schulhaus geht, Wege abgeht, das zukünftige Klassenzimmer beschnuppern lässt und den Hund an die neue Umgebung gewöhnt. Zudem kommen natürlich noch organisatorische Dinge, wie Hunderucksack packen, Box im Klassenzimmer aufbauen, Schriftwesen aktualisieren, Anrufe mit Gemeinde und Versicherungen tätigen, Regelkärtchen neu ausdrucken usw.
Sobald der Einsatz vorbereitet ist, kanns losgehen. Sammy ist jetzt unser neuer Klassenhund und darf an einem bestimmten Tag mit in die Schule. Nach einem Schnüffelspaziergang nach dem Frühstück bekommt er schon beim Aussteigen aus dem Auto ein extra Halsband (mit Schulhund-Aufdruck) als Zeichen dafür, dass sein Dienst jetzt beginnt. Wir schlendern ins Klassenzimmer und warten bis die Schüler eintreffen. Nach gemeinsamem Begrüßen und einer Streichelrunde beginnt der Unterricht und Sammy darf sich frei bewegen.
Sammy darf sich zu Kindern gesellen, die seine Nähe gerade brauchen. Er spürt das selbst und arbeitet selbstständig. Anfangs ist der Hund eine Attraktion und die Kinder sind sehr aufgeregt. Das dauert aber nicht lange und die „Sammy-Tage“ werden zur Normalität und es wird motiviert gelernt, gearbeitet und viel geleistet. Die Motivation ist sehr hoch. Das Lernpensum mindestens genauso hoch, wenn nicht sogar höher. Der Hund beruhigt und entspannt die Schüler. Er geht umher, legt sich auf die Füße des „Zapplers“, damit er nicht mehr zappeln kann, schmiegt sich an ein Kind, das grad etwas traurig ist, weil es seinen Haargummi verloren hat und geht weiter zu einem Schüler, der grad verträumt aus dem Fenster schaut und stupst ihn mit seiner Schnauze an, so dass dieser wieder an seine Aufgabe erinnert wird.
Sobald es aufgrund einer Unterrichtsmethode turbulenter wird oder der Hund Stresssignale zeigt, wird er in seine Rückzugsmöglichkeit (Körbchen/ Box) verwiesen. Manchmal geht er auch von alleine und verkriecht sich in seiner Höhle. Die Kinder lernen, dies zu deuten, zu akzeptieren und diesen Ruheplatz nicht zu betreten. Ein Rufen seines Namens ist nicht erlaubt.
- Hund als Türöffner für schwierige Schüler
An jeder Schule gibt es traumatisierte oder verhaltensauffällige Kinder. Eine ehemalige Kollegin berichtete immer wieder von ihrem schwierigen Schüler, der in ihrer Klasse aufgrund seiner Aggressivität nicht mehr tragbar war. Leider haben gewisse Diagnoseeinrichtungen lange Wartezeiten (halbes Jahr) und bis dahin muss der Schüler weiterhin beschult werden. Nun habe ich durch einen Spaziergang mit Sammy zu ihm eine Beziehung aufbauen können. Das Spazieren und Reden und Streicheln hat ihm sehr geholfen über die Vorfälle in seiner Vergangenheit, in der Klasse oder im Bus zu reflektieren. Er war dann vorübergehend in meiner Klasse und ich habe gemerkt, wie ihm der Hund gut tat.
Spaziergänge ganz allein mit ihm und Sammy in meiner Freistunde wurden als Belohnungen für gutes Verhalten eingesetzt. Zudem fungierte es als Möglichkeit mit ihm über seine Gefühlslage ins Gespräch zu kommen. Man hat natürlich nicht immer die Zeit, mit jedem schwierigen Schüler Spaziergänge zu machen. Aber in diesem Fall war es möglich und war auch besonders von Nöten.
- Stundenplan
Sammys Einsatzzeiten steigern sich sukzessive. Die Kinder werden 2x 1 Stunde im HSU-Unterricht über die Regeln und das Verhalten in der Klasse gegenüber einem Hund informiert, ohne dass der Hund dabei ist. Der erste Kontakt entsteht bei einem gemeinsamen Spaziergang (im Rahmen des Sportunterrichts), wo die Kinder angehalten werden, den Hund zu „ignorieren“. In der Woche darauf folgen einzelne Unterrichtsstunden im Klassenzimmer, bei der der Hund anwesend ist, die dann gesteigert werden zu maximal 2 Wochentagen.
Nach einem Einsatz in der Schule und der Abnahme seines Arbeits-Halsbandes erhält der Hund auf jeden Fall mindestens eine halbe bis dreiviertel Stunde Zeit im angrenzenden Gelände zu spazieren und zu schnüffeln bevor wir nach Hause fahren.
Sammy ist ein toller Hund und ich freue mich, ihn in der Schule mit dabei zu haben.